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Elektrisierend – Das Gefühl, wenn ein besonderes Bild entsteht

Jan Ryser aus dem Emmental wird zum internationalen Monatsgewinner beim CEWE Photo Award

Zahlreiche Fotos aus aller Welt wurden beim CEWE Photo Award, dem grössten Fotowettbewerb der Welt, eingereicht. Auch Jan Ryser aus dem Emmental schickte seine besten Fotos ins internationale Rennen. Mit seinem Foto «Einsam am Strand» ist ihm nun ein Riesenerfolg gelungen: Es wurde zu einem der drei besten internationalen Fotos des Monats April gekürt. Im Interview erzählt er, warum die Fotografie dem Reisen eine neue Dimension verleiht und berichtet, wie das eindrucksvolle Foto entstanden ist.

Lieber Herr Ryser, herzlichen Glückwunsch! Jetzt möchten wir die Person hinter diesem tollen Foto kennenlernen.

Mein Name ist Jan Ryser. Ich bin 66 Jahre alt, verheiratet und lebe in Langnau im Emmental. Damit habe ich eine interessante Landschaft gleich vor der Haustür. Ich bin Biologe und habe lange im Naturschutz gearbeitet. Inzwischen bin ich pensioniert, womit ich auch mehr Zeit für meine Interessen, die Fotografie, die Natur und das Reisen habe.

Portrait von Jan Ryser
Portrait von Jan Ryser

Aus tausenden von Fotos aus der ganzen Welt wurde Ihr Foto zum Monatsgewinner im April gewählt. Was bedeutet Ihnen der Gewinn?

Ich freue mich sehr, das ist ganz klar. Ich empfinde es als eine Anerkennung der Arbeit und es gibt einem die Bestätigung, dass man gute Bilder macht. Das ist für mich ein schönes Gefühl. Aber ich würde auch fotografieren, wenn ich keine Preise gewinnen würde. Für mich ist das eine Leidenschaft, und man erfährt dadurch viel Befriedigung.

Wie ist das Gewinnerfoto entstanden?

Das Foto entstand in Sellin auf Rügen. Der Strand liegt unterhalb des Ortes und man sieht deshalb auf ihn herab. Ich hatte Glück, dass bei der eher kühlen Witterung gerade nur eine Person die Strandkörbe nutzte. Die Situation ist mir sofort ins Auge gesprungen. Ich habe dann verschiedene Varianten fotografiert. Mit meiner Canon 7D und einer Brennweite von 85mm habe ich einen Ausschnitt gesucht, der kompositorisch gut wirkt und keine weiteren Elemente enthält. Und von den verschiedenen Varianten fand ich das klar die beste Version.

Einer der internationalen Monatsgewinner: «Einsam am Strand»
Einer der internationalen Monatsgewinner: «Einsam am Strand»

Wussten Sie gleich, dass das ein spezielles Foto wird? Oder erst beim Anschauen am Rechner?

Es gibt Situationen, die einen elektrisieren und das Gefühl geben, das wird ein besonderes Bild. Man erkennt sofort am Motiv, das wird was. Das war hier der Fall. Andererseits habe ich auch häufig erst am Rechner die besondere Qualität eines Fotos entdeckt. Also es ist unterschiedlich, aber hier war es schon relativ offensichtlich.

Wie schaffen Sie es, solche elektrisierenden Fotomomente zu kreieren?

Sie bewusst zu finden ist schwierig. Ich denke man muss dorthin gehen, wo man Interesse an den Bildern hat. Für mich sind das die Natur und speziell die Fliessgewässer. Da ist für mich die Chance am grössten, dass ich diese Momente erlebe, weil ich ein Motiv finde, welches mich sozusagen anspringt. Bei der Streetfotografie ist es natürlich schwieriger, da lässt man sich treiben und die Motive kommen oder sie kommen nicht. Da ist es dann eher Zufall oder glückliche Fügung, ob so ein Moment zustande kommt.

Was war die Herausforderung bei dem Foto?

Vor allem den richtigen Bildausschnitt zu finden. Es war mir wichtig, dass es kompositorisch gut wirkt und keine störenden Elemente enthalten sind. Ich habe mehrere Varianten gemacht, mit weiterem Ausschnitt und engerem Ausschnitt, mal Hochformat, mal Querformat, um mich dem Motiv zu nähern und das Potential auszuschöpfen. Welche Variante die Beste ist, sieht man dann häufig erst am Rechner. Man fürchtet auch immer, dass sich die Situation plötzlich auflöst. In meinem Fall, dass die Person verschwindet oder andere Personen zu den Strandkörbern gehen. Deshalb musste ich auch recht schnell arbeiten, weil man nie weiss, wie lange das Motiv in der Form besteht.

Warum haben Sie genau dieses Foto eingereicht?

Ich mag an dem Foto die gute Komposition und den Witz. Es liess alle Betrachter in meinem Umfeld schmunzeln, als sie es sahen. Es symbolisiert Ferien, hat aber gleichzeitig auch eine künstlerische Qualität. Von daher finde ich es sehr gelungen, es hat sowohl inhaltlich wie vom Formalen her gewisse Qualitäten. Für mich erfüllt es einfach die Anforderungen an ein gutes Bild.

Man merkt, dass Sie selbst hohe Ansprüche an Ihre Fotos haben. Wie haben Sie gelernt, was ein gutes Foto ausmacht?

Ich denke, das lernt man über die Jahre. Wichtig ist, dass man gute Bilder von anderen Leuten anschaut und versucht zu verstehen: was macht die Qualität des Bildes aus? Darunter fallen zum Beispiel Komposition, Licht und Inhalt. Ich denke das ist ein wichtiger Prozess. Ein gewisses Talent ist natürlich auch hilfreich.

Sie fotografieren also schon sehr lange?

Als ich 12 Jahre alt war, habe ich eine Kodak Instamatic Kamera geschenkt bekommen. Damit hat alles begonnen. Vielleicht bin ich genetisch auch etwas vorbelastet, da mein Ur- und Ur-Urgrossvater Fotografen waren. Ich habe dann rasch ein Interesse an der Fotografie entwickelt. Mit 16 habe ich mir dann eine Spiegelreflexkamera gekauft, womit ich dann seriös fotografieren konnte. Primär mit Schwarzweissfilmen, weil ich die selbst verarbeiten und die Bilder im Schullabor, später im eigenen Labor, selbst vergrössern konnte.

Was bedeutet Fotografie für Sie? Welchen Stellenwert hat sie in Ihrem Leben?

Die Fotografie ist seit dieser Jugendzeit mein wichtigstes Hobby und hat mir viele schöne Momente beschert. Sie zwingt einen, die Umgebung mit wachem Auge zu betrachten und lässt mich auch kleine Schönheiten wahrnehmen, die Nicht-Fotografen wohl übersehen. Sie gibt auch den Reisen eine zusätzliche Dimension. Das macht es für mich besonders attraktiv.

Gibt es in Ihrem Leben einen besonderen fotografischen Moment, an den Sie immer noch gerne zurückdenken?

Ein Highlight waren zum Beispiel die Nachtaufnahmen an einem Wasserloch in Namibia, wo ich mit seitlichem Blitzlicht arbeitete, und das Glück hatte, dass die Wildtiere wie Giraffen, Nashörner und Elefanten mit perfekten Posen kooperierten. Es entstand eine Bildserie, die mich bis heute begeistert. Das ist acht oder neun Jahre her, aber ich finde sie immer noch toll und kann mich daran erfreuen.

«Nashörner» von Jan Ryser
«Nashörner» von Jan Ryser

Wie kann man sich so einen Moment vor Ort vorstellen?

An den Wasserlöchern gibt es häufig Besucherplattformen und auf einer solchen habe ich mich platziert. Den Blitz habe ich etwa 20 Meter entfernt auf einem Stativ aufgestellt, damit ich seitliches Licht hatte. Ich habe dann zwei Abende auf die Tiere und auf die richtigen Posen gewartet, um attraktive Bilder zu bekommen. Das hat zum Glück gut geklappt: Nashörner, Elefanten und Giraffen haben sich dort eingefunden. Beim Trinken und bei den Interaktionen untereinander haben sich schöne Kompositionen ergeben. Und dazu noch das Licht, dass das Ganze sehr speziell macht.

Vor Ort ist man schon voll im Prozess und hat auch etwas Stress, da man hin und her laufen und den Blitz und die Einstellungen kontrollieren muss; und halt auch darauf wartet, dass die Tiere in geeigneter Pose im Bild erscheinen. Trotzdem geniesst man es auch – sowohl den Moment als auch die fotografische Herausforderung.

Was lösen Ihre Bilder bei Ihnen aus?

Ich habe einige meiner Bilder zuhause gerahmt in der Wohnung. Man schaut sie immer wieder an und es gibt einem ein befriedigendes Gefühl   wenn man merkt, dass die Bilder über die Jahre ihren Reiz behalten, was ja ein Qualitätsmerkmal ist.

«Giraffen» von Jan Ryser
«Giraffen» von Jan Ryser

Sie haben beim Fotowettbewerb verschiedene Fotos hochgeladen, von überall auf der Welt.

Ja, Reisen ist seit der Jugend ein Interesse von mir, später natürlich auch gefördert und getrieben durch die Fotografie. Bereits meine Eltern waren sehr reisefreudig.

Ich war und bin gerne in Zentral-, Ost- und Nordeuropa unterwegs. Dort sind auch die Landschaften, die mir am ehesten gefallen. Ausserhalb war ich über die Jahre an verschiedenen Orten in Afrika, Asien und Amerika. Alle haben ihre Reize und fotografischen Möglichkeiten, aber besonders gefallen haben mir etwa Kuba, wegen den tollen Streetfotografie-Möglichkeiten; Spitzbergen, wegen der faszinierenden arktischen Landschaft; und Sibirien, wegen den gewaltigen Dimensionen und eindrücklichen Flussläufen.

Was sind Ihre liebsten Reisemotive?

Einerseits ist für mich die Naturfotografie wichtig und dabei liegt mein Hauptfokus bei den Fliessgewässern. Diese bieten eine enorme Vielfalt an Erscheinungsformen, was mich fasziniert und auch fotografisch unendlich viele Möglichkeiten bietet. Tierfotografie betreibe ich nur punktuell. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Reise- bzw. Streetfotografie, was ich auch sehr gerne mache.

Fotografieren Sie spontan, wenn Sie auf Reisen sind oder machen Sie spezielle Fotoreisen?

Beides. Die Reise-/Streetfotografie ist eher spontan. Ich schlendere durch die Orte und halte nach Motiven Ausschau. Bei der Naturfotografie hingegen besuche ich meist gezielt bestimmte Orte, sei es allein oder im Rahmen von organisierten Fotoreisen.

Inwiefern bereichert die Fotografie Ihre Reisen?

Die Fotografie gibt den Reisen eine weitere Dimension. Man schaut die Umgebung anders an und hat einen Suchblick für Motive. Damit ist man aufmerksamer und sieht auch kleine Schönheiten, die man sonst übersehen würde.

«Elefant» von Jan Ryser
«Elefant» von Jan Ryser

Fotografieren Sie auch viel in der Schweiz?

Ja, ich fotografiere natürlich auch in der Schweiz. Gerade für meine Natur- und Landschaftsfotografie ist die Schweiz sehr wichtig. Auch hier sind es vor allem die Fliessgewässer, die ich gerne fotografiere und denen ich nachgehe.

«Aare bei Bern» von Jan Ryser
«Aare bei Bern» von Jan Ryser

Und zum Abschluss: Haben Sie Ratschläge für Fotografie-Anfänger?

Egal was man fotografiert, für mich ist die Komposition eines Bildes von grosser Bedeutung. Darauf sollte man besonders achten. Viele Anfänger packen zu viel Inhalt in ein Foto. Alles, was nicht bildwichtig ist, sollte bei der Aufnahme oder dann am Rechner ausgeschlossen werden. Durch Üben und kritisches Betrachten der eigenen und fremder Bilder kann man das Gefühl für eine optimale Komposition verbessern und die Qualität der eigenen Bilder steigern.

Haben Sie ein Lieblingsfoto?

Ich habe viele Lieblingsbilder. Ob Naturfotografie oder Streetfotografie, in allen Bereichen habe ich meine Lieblingsbilder. Es sind inzwischen dutzende – und das ist ja auch schön so, man schaut sie immer wieder gerne an.

«Wasserfall in der Schweiz» von Jan Ryser
«Wasserfall in der Schweiz» von Jan Ryser

Was machen Sie aus Ihren eigenen Fotos? Welchen Wert hat für Sie ein Foto, das Sie in die Hände nehmen können?

Die Digitalfotografie hat dazu geführt, dass viel mehr fotografiert wird. Leider verlassen aber die allermeisten Bilder die Festplatte nicht mehr – das finde ich schade. Der Reiz der Fotografie besteht für mich auch darin, Bilder in der Hand zu halten und an der Wand zu betrachten, wo sie eine ganz andere Wirkung entfalten. Deshalb hängen einzelne natürlich auch in der Wohnung. Ich habe auch gelegentlich Ausstellungen, an denen ich sie präsentieren kann.

Vielen Dank für das sympathische Interview!

https://www.janryser.ch/